Hallo,
In diesem Fall ist ein Simulator für einen Spieler definitiv das falsche Produkt.
Dies ist eine recht brisante Aussage.
Es gibt Menschen, die sich dazu entschlossen haben, ihrem Interesse an der Eisenbahn dadurch nachzukommen, dass sie einen virtuellen Zug durch eine computererzeugte Illusion brausen lassen. Ihre Zahl ist um ein Vielfaches größer, als die Zahl der Aktiven in den MSTS-Foren.
Vielen dieser Menschen ist es völlig egal, wie der MSTS funktioniert. Diese Menschen möchten sich nicht damit herumschlagen, per Hand Dateien zu kopieren. Sie möchten eine DVD ins Laufwerk legen und eine automatische Installation abwarten. Am Ende möchten Sie ein Icon auf dem Desktop anklicken und losfahren.
Mit der Installation von Freeware kommen sie in aller Regel nicht klar. Selbst ein BinPatch stellt sie vor ein fast unüberwindliches Hindernis, da zwei Dateien manuell verschoben werden müssen (in einem deutschsprachigen MSTS).
Wer sich mit dem MSTS auseinadersetzt, muss lernen, wie ein Zug im MSTS bewegt werden kann, was Signalbilder bedeuten und welche Regeln beim Fahren zu beachten sind. Wie der Simulator das bewerkstelligt, welche Datei für was zuständig ist und wo diese Dateien letztendlich liegen, ist dem gemeinen Durchschnittsnutzer völlig egal.
Falls der MSTS nichts für Leute ist, die das technische WIE und WARUM nicht interessiert, schneidet man einen großen Teil der sehr treuen Stammkundschaft der GR ab.
Nach zweieinhalb Jahren Support kann ich auch sagen, dass ich in den meisten Installationen des MSTS ausschließlich Payware vorgefunden habe. Oftmals mit der kompletten Palette von GR- und ProTrain-Strecken. Warum sollten diese Menschen nicht mit dem MSTS Freude haben dürfen? Wie sollen sie sich sonst der Illusion hingeben, als Triebfahrzeugführer durch die Lande zu fahren?
Natürlich ist der MSTS auch eine Spielwiese für alle, die kreativ sein möchten, die knobeln möchten und die mit ihren Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen - egal ob als Free- oder Payware. Ohne diese Gruppe würde heute wohl keiner mehr vom MSTS sprechen. Und ohne diese Gruppe von Menschen gäbe es heute keine German Railroads mehr.
Foren stellen nur einen kleinen, recht speziellen Teil der Gesamtheit von Nutzern dar. Es ist immer wieder fatal, das entstehende Bild aus Foren auf die gesamte Nutzergemeinde einer Software zu projezieren.
Ich möchte mal eine provokante Frage stellen:
Ist ein Auto das falsche Produkt für alle, die damit nur fahren und es nicht selbst warten, reparieren oder gar tunen? Wäre für diese Menschen nicht ein TAXI oder der ÖPNV die bessere Wahl?
Ich habe mit Annekatrin gerade drei Wochen damit verbracht, unser 15 Jahre altes Spaßmobil zu zerlegen, zu warten, zu erneuern und zu konservieren.
Macht uns das zu besseren Autofahrern oder können wir deshalb beim Fahren besser mit dem Auto umgehen, weil wir das Innenleben dieses Gefährts in- und auswendig kennen? Wohl kaum...
Ich denke, dass sowohl ein Simulator wie der MSTS oder auch der Flight Simulator wie auch Autos Hobbys sein können, in die man unterschiedlich tief einsteigen kann und darf - abhängig davon, wie die persönlichen Interessen aussehen.
Und zum Schluss noch eine Frage:
Der MSTS ist zwar kein wirklich ernstzuehmender Simulator, ist aber durch die unermüdlichen Bastler und Schrauber an die Grenze des in dieser Hinsicht Erreichbaren gebracht worden.
Wozu ist denn der MSTS durch die unermüdlichen Bastler und Schrauber an die Grenze des Erreichbaren gebracht worden, wenn damit keiner SPIELEN darf? Dann war die Mühe doch umsonst! Oder ging es den Bastlern und Schraubern vielleicht um etwas anderes?
Bitte nicht falsch verstehen - ich zähle mich ja auch zu den Bastlern und Schraubern. Ich kann die Antwort auf obige Frage nur für mich geben. Mir geht es zum einen darum, die scheinbaren Grenzen zu erweitern, aber vor allem geht es mir darum, den Spielern ein Produkt an die Hand zu geben, mit dem sie gerne spielen. Ein stimmiges Produkt, mit dem sie dem Alltag einfach entfliehen können und in eine virtuelle Welt eintauchen können.