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Die Zukunft von German Railroads - Teil 2

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Karsten Pohl

German Railroads

  • »Karsten Pohl« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 1 748

Registrierungsdatum: 8. Juni 2003

Wohnort: Wedel bei Hamburg

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Dienstag, 25. Dezember 2012, 18:38

Die Zukunft von German Railroads - Teil 2

Hallo alle miteinander,

nachdem Ernst seine Pläne für seine persönliche Zukunft nun allgemein Kund getan hat, wird sich sicherlich der ein oder andere unter Euch die Frage stellen, wie denn die Zukunft der German Railroads so aussehen mag. Und wer ist eigentlich dieser Karsten Pohl?

Ich möchte die Beschaulichkeit der Weihnachtstage nutzen und versuchen einige Antworten auf Fragen zu geben.

Zunächst zu meiner Person: 38 Jahre, verheiratet, zwei (kleine) Kinder, wohnhaft direkt vor den Toren Hamburgs in Wedel (Holst). Ursprünglich stamme ich aus einem kleinen Städtchen im Herzen Westfalens, dort wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.
Der Grund, warum dieses Städtchen überhaupt existiert, war die Stammstrecke der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft. Irgendwo zwischen Hamm (Westf) und Bielefeld gelegen, habe ich in meiner Kindheit viele Stunden an den Gleisen gestanden und auch ein Schüler-Praktikum auf einer 361 absolviert.
Mein Urgroßvater war noch als Lokführer auf Dampflokomotiven unterwegs, mein Großvater war viele Jahre für die Erstellung der Fahrpläne der Güterzüge im nördlichen Teil (West-)Deutschlands verantwortlich.
Als Kind hatte ich die typischen drei Berufswünsche eines Jungen: Kapitän, Pilot oder Lokführer.
Bevor ich mich in endlosen Zeilen verliere, mache ich es kurz: Nach 10 Jahren Ausbildung und Studium zum und Fahrzeit als Schiffsbetriebsoffizier (nautischer Offizier und Schiffsingenieur in Personalunion) auf großen Containerschiffen in der weltweiten Fahrt bin ich aus familiären Gründen im Hamburger Hafen als Schiffsplaner (Beladungs- und Abfertigungsplanung) gestrandet. Ab und an tauche ich in dieser Eigenschaft auch mal im Fernsehen auf oder als ein Protagonist im „Hotel Global“ des Kindermuseums Berlin (siehe auch hier).
Da ich nicht drei Berufe ergreifen konnte, habe ich meine anderen beiden Wünsche (Pilot und Lokführer) in die Virtualität in Form des MS Flight Simulators und des MS Train Simulators verlegt. Bevor der MSTS auf den Markt kam, war ich 3 Jahre mit dem Railsim von Jens Schubert unterwegs.
Im Bereich der Flugsimulation war ich 8 Jahre im Team einer virtuellen Airline tätig, davon 6 Jahre an der Spitze des Teams. Dies war eine rein ehrenamtliche Tätigkeit, da virtuelle Airlines in aller Regel kostenfreie Angebote darstellen. Den Posten habe ich allerdings Mitte des Jahres aufgegeben, um mich dem Thema GR widmen zu können.

Ende Februar stieß ich zufällig in einem Forum auf einen Beitrag von Christian Wendt, in dem er von seinen Plänen für eine Strecke Hamburg-Bremen berichtete. Dort entwickelte sich eine Diskussion, was denn alles in Hamburg umgesetzt werden solle. Ich bot Christian meine Hilfe an, da ich ja im Hamburger Hafen tätig bin. Bei einer Streckenerkundung Anfang März berichtete er mir, dass Ernst einen Nachfolger suchen würde. Anfangs habe ich das als reine Information betrachtet, aber irgendwie war es dann doch mehr und nun habe ich die Ehre, die German Railroads übernehmen zu können.

Was wird denn nun aus der GR?
Eine gute Frage, die nicht ganz einfach zu beantworten ist.

Die letzten Wochen und Monate haben eine dunkle Vorahnung Gewissheit werden lassen: Der Verkauf von MSTS-Strecken ist – rein wirtschaftlich betrachtet – nicht mehr zu rechtfertigen. Am Ende kann man froh sein, wenn die Verkaufserlöse überhaupt noch die Produktions- und laufenden Geschäftskosten decken. Am Ende bangt man um jedes verkaufte Exemplar, um doch noch auf Null zu kommen. Und dann hat man noch keinen einzigen Cent Gewinn gemacht, worum es ja aber geht, wenn man aus einem Unternehmen heraus seinen Lebensunterhalt bestreiten will.

Nun ist der MSTS ja nicht der einzige Simulator auf dem deutschen Markt. Bekanntlich hat auch die German Railroads bereits einen Exkurs in Richtung Railworks bzw. dem heutigen Train Simulator 2013 unternommen. Der Erfolg war mäßig.

Für einen Addon-Hersteller ist das Umfeld in Deutschland zur Zeit denkbar schlecht. Der ohnehin nicht große Markt ist durch das Aufkommen mehrerer, untereinander inkompatibler Simulatoren zersplittert worden. Konkurrenz belebt zwar normalerweise das Geschäft, aber bei einem Nischenprodukt, wie der Eisenbahnsimulation, setzt ein zerstörerischer Kannibalismus ein.
Bisher hat sich keiner der neueren Simulatoren in Deutschland ausreichend etablieren können.

Ihr könnte Euch sicher sein, dass ich in den letzten Monaten viel darüber nachgegrübelt habe, ob es irgendeinen Sinn macht, im Bereich der Eisenbahnsimulation aktiv zu werden/bleiben. Und diese Frage wird sich sicherlich auch Ernst gestellt haben, und sie wird sicherlich auch in Häusern wie Aerosoft und BSI gestellt werden.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Kommerzielle Strecken in ausreichender Qualität (und Menge) produzieren und anbieten zu können, ist kaum mehr möglich. Punkt.

Ohne einen Nachfolger hätte die GR aufgehört zu existieren. Keine neuen Strecken mehr, das Forum hätte seine Pforten geschlossen und die Community rund um den MSTS hätte den nächsten Schlag bekommen. Vorbildgetreue Strecken im Freeware-Bereich, die auch tatsächlich irgendwann einmal fertig werden, sind ja eher Mangelware. Damit wäre auch der MSTS langsam aber sicher verschwunden. Es ist für mich eine erschreckende Vorstellung, dass hier nach 12 Jahren MSTS nun Schluss sein soll.

Für mich bleibt der MSTS, trotz aller Probleme und Beschränkungen, immer noch die Plattform der Wahl. Mit den anderen Simulatoren werde ich nicht warm. Ich fahre stumpf mit der Tastatur. Eventuell hole ich den Raildriver heraus. Womit ich gar nicht zurecht komme, sind 3D-Führerstände, die mit der Maus zu bedienen sind. Im Gegensatz zum Flugsimulator, mit dem ich seit fast 25 Jahren durch den virtuellen Himmel fliege, brauche ich keinen Triebfahrzeugsimulator, bei dem ich mich tagelang einarbeiten muss, um einen Zug in Bewegung zu setzen. Einfach mal nach Feierabend durch eine hübsch gemachte Landschaft rollen oder eine Rangieraufgabe lösen ohne permanent durch Indusi, PZB usw. zum Halt gezwungen zu werden, nur weil ich wieder irgendwo nicht gedrückt habe. Wenn ich es ultrarealistisch haben möchte, dann gehe ich keine Kompromisse ein und greife zu Zusi.
Aber, das ist meine persönliche Meinung, von der ich jedoch glaube (oder hoffe), dass sie viele teilen.

Die GR wird vorerst weiterleben. Die GR bestand nicht nur aus Ernst (und Ulf). Sie wird auch nicht nur aus mir bestehen. Ich war total perplex, als ich mitbekommen habe, wie viele Leute für die GR tätig sind. Menschen, die sich für den MSTS begeistern, die nicht müde sind, wieder Leben in die GR zu bringen. Ich habe allen meine Idee vorgestellt, wie man weitermachen könnte. Es würde ohne diese Menschen nicht gehen. Hauptberuflich kann aber keiner mehr von der GR leben. Die Resonanz darauf hat mich zunächst sprachlos gemacht, aber in dem Moment war klar, dass es kein Zurück mehr gibt.

Die Hoffnungen ruhen auf OpenRails. Ob sie gerechtfertigt sind, ist schwer zu sagen. Aber OR ist nicht meine einzige Hoffnung. Aber was auch immer kommen mag, ist zunächst nebensächlich. Die GR wird zunächst weiter für den MSTS produzieren.

Nachdem nun die Arbeiten an der modernen Rollbahn zu Ende sind, hat sich Christian schon an das nächste Projekt gesetzt und die ersten Kilometer Gleis gelegt. Von Bremen aus geht es weiter nach Hamburg. Es wird ein Mammut-Projekt, denn in Hamburg werden auch Teile der Hafenbahn mit dabei sein. Hoffen wir, dass der MSTS dem keinen Strich durch die Rechnung macht, denn für Freunde des Güterverkehrs dürfte der Hafen alles bieten, was das Herz begehrt.
Zeitepoche: wieder die Moderne. Dies wird vielleicht den einen oder anderen enttäuschen, hat aber auch technische Gründe. Der Schwerpunkt des Betriebes der Hafenbahn hat sich geographisch verlagert. In vergangenen Epochen lag das betriebliche Zentrum wesentlich dichter am Stadtzentrum von Hamburg und es gibt die Sorge, dass der MSTS hier nicht mitspielen wird.
Trotzdem wird sich die GR auch wieder mit vergangenen Zeitepochen beschäftigen. Auch im Süden gibt es noch Streckenbedarf und schon einige Vorarbeiten.

Aber eine mögliche Hoffnung muss ich allen nehmen: Die GR wird weiterhin nur Payware anbieten.

Nun wünsche ich Euch allen weiterhin besinnliche Weihnachten und einen Guten Rutsch ins neue Jahr.
Viele Grüße aus Wedel bei Hamburg
Karsten




Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden - sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen. (Oliver Wendell Holmes)

Zeichensetzung kann Leben retten! Dem Henker wird eine Notiz des Königs überreicht: "Tötet ihn nicht begnadigt!"

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