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Schub, Vorspann & andere Loks

railmike

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41

Mittwoch, 24. Februar 2010, 13:15

Schub, Vorspann & andere Loks

@lokfdr

Hallo,

ich könnte mir vorstellen, dass es hier im Forum einige User gibt, die genau wie ich Interesse daran hätten, etwas mehr über die Bedienung von Dampfloks zu erfahren. Ich gehe mal davon aus, Du hast selber noch Dampfloks gefahren.....

Vielleicht würdest Du ja hier im Forum dazu mal gezielt auf Fragen in einem neuen Thread antworten. Wäre schön. Ich denke, Du könntest uns dazu sowohl aus der realen Perspektive als auch was den MSTS angeht, einiges sagen.

Ich stelle jetzt hier mal die erste Frage ein:

1. Wie wird die Steuerung bedient vom Moment des Anfahrens an bis Erreichen der gewünschten Streckengeschwindigkeit? Bei Anfahrt voll auslegen? Wann wie stark zurücknehmen?
Wie habt Ihr die Steuerung bedient früher bei Rangierfahrten ohne Zug?

Mike

42

Mittwoch, 24. Februar 2010, 14:18

Schub, Vorspann & andere Loks

@ railmike,
ich fahre mit den WGR Loks in der Regel mit 45-50% Wender an, den Regler nach Gefühl, kommt auf den Zug und die Verhältnisse an.
Hat die Lok Geschwindigkeit aufgebaut, nehme ich den Wender zurück und arbeite mit dem Regler.
Ist die zu erreichende Geschwindigkeit erreicht, steht mein Wender bei 15-17%.
Bei Allem was Du machst, möglichst darauf achten dass Du mehr Dampf erzeugst als Du verbrauchst, und das ist ab und zu die Kunst.
Ist aber aus dem MSTS, mit den richtigen Dampfern wollte ich nichts zu tun haben, mein Opa wollte mich immer in die Feuerluke stecken, warum auch immer

Gruß Robert

heizer

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43

Donnerstag, 25. Februar 2010, 13:11

Schub, Vorspann & andere Loks

Ist die zu erreichende Geschwindigkeit erreicht, steht mein Wender bei 15-17%.


Herr Niederstraßer würde Dir deshalb eine Rüge erteilen und eine Nachschulung anordnen!
Allgemein gilt: kleinste Füllung 20%, nahe der Höchstgeschwindigeit 25-30%.
Warum das? Bei (zu) kleinen Füllungen ist das "Dampfpolster" im schädlichen Raum des Zylinders zu klein um auf die hin- und hergehenden Massen dämpfend zu wirken. Dementsprechend steigt der Lagerverschleiß rapide an, was nicht nur Mehrarbeit in der Werkstatt bedeutet, sondern auch zu Zuglaufstörungen führen kann.

Tobi

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44

Donnerstag, 25. Februar 2010, 14:35

Schub, Vorspann & andere Loks



Herr Niederstraßer würde Dir deshalb eine Rüge erteilen und eine Nachschulung anordnen!
Allgemein gilt: kleinste Füllung 20%, nahe der Höchstgeschwindigeit 25-30%.
Warum das? Bei (zu) kleinen Füllungen ist das "Dampfpolster" im schädlichen Raum des Zylinders zu klein um auf die hin- und hergehenden Massen dämpfend zu wirken. Dementsprechend steigt der Lagerverschleiß rapide an, was nicht nur Mehrarbeit in der Werkstatt bedeutet, sondern auch zu Zuglaufstörungen führen kann.


Danke heizer. Das hab ich auch noch nicht gewußt. Dann muß ich meine Dampflokfahrweise entsprechend ändern.
Grüße aus der Niederlausitz an alle Bahnfreunde von Tobi

45

Donnerstag, 25. Februar 2010, 15:51

Schub, Vorspann & andere Loks

@ Heizer,
früher bin ich so gefahren wie Du es beschreibst, dann wurde mir erklärt dass so wie ich es beschrieben habe gefahren wird.
Ich baue aus meinen Damfern alles aus und baue Pedale ein, Die sollen Strampeln.

Gruß Robert

heizer

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46

Donnerstag, 25. Februar 2010, 16:44

Schub, Vorspann & andere Loks

Ich baue aus meinen Damfern alles aus und baue Pedale ein, Die sollen Strampeln.


?( Magst Du nicht mitstrampeln? 8o

detman

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47

Donnerstag, 25. Februar 2010, 17:21

Schub, Vorspann & andere Loks

Hallo Tobi,

schau Dir einmal die beiden Bilder auf der vorherigen Seite von mir an. Dort ist die Füllung eingetragen.

Vereinfacht kann man sagen, je größer der Durchmesser der Treibachse um so größer die kleinste Füllung bei Höchstgeschwindigkeit.
Auf dem Bild von der 01 ist die kleinste Füllung ca. 35% und bei der 44 ca. 25%. Wie schon „Heizer“ schrieb, brauchte man ein bestimmtes „Dampfpolster“.
Da bei hoher Geschwindigkeit die Zeit der Öffnung der Einlasskanäle immer kürzer wurde, um Dampf in den Zylinder zu bekommen, durfte man nicht noch zusätzlich die Menge, durch noch kleinerer Füllungen mindern.

Gruß Detlef

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Sounds

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48

Freitag, 26. Februar 2010, 11:50

Schub, Vorspann & andere Loks

Die kleinste Füllung bei Höchstgeschwindigkeit ist bei Zweizylindermaschinen im Allgemeinen höher als bei Loks mit mehr als zwei Zylindern, weil die Massen des Triebwerks dort einfach eine gleichmäßigere Beanspruchung hervorrufen als bei einem Zweizylindertriebwerk. Die 44 ließ sich, zumindest nach Aussagen eines Lokführers im EK-Buch "Eisenbahn in Ehrang", wohl auch bei 80km/h noch mit 22% Füllung dauerhaft ohne negative Auswirkungen betreiben. Bei Zwillingen sollte man bei Höchstgeschwindigkeit keinesfalls unter 30% Füllung gehen, bei Drillingen sagt man allgemein mindestens 25%. Ausnahmen bestätigen, wie bei der 44 gesehen, natürlich die Regel. :D

Angefahren wird mit geringem Schieberkastendruck ( Regler ) und größter Füllung, die bei P- und S-Loks spätestens bei 10km/h, bei G-Loks spätestens bei 5km/h zurückgenommen wird. Der Verlauf der Füllung über die Geschwindigkeit ist auf den von detman gezeigten ZV-Diagrammen ganz gut zu erkennen. Schon bei relativ geringen Geschwindigkeiten wird die Steuerung im Normalfall vergleichsweise weit eingezogen und der Schieberkastendruck erhöht, um die Dampfdehnung im Zylinder besser ausnutzen zu können und damit effektiver zu fahren. Bei der Reko 41 dagegen wird planmäßig mit größeren Füllungen gefahren, weil die Zylinder für 20bar Kesseldruck ausgelegt und damit kleiner sind und das Triebwerk die Kesselleistung nur durch höhere Füllungen ausnutzen kann, was aber durch einen höheren Verbrauch erkauft wird.
Beim Anfahren soll die Steuerung weit ausgelegt werden, damit der Kraftverlauf am Rad möglichst gleichmäßig ist und ein kontrolliertes Anfahren ohne Schleudern stattfinden kann. Würde man mit kleiner Füllung anfahren, gäbe es ausgeprägte Kraftspitzen am Rad und die Lok neigt sehr viel schneller zum Schleudern, was natürlich zu vermeiden ist, da es Schäden am Triebwerk hervorrufen kann. Schleudert die Lok trotzdem, muss sofort der Regler geschlossen werden und darf erst wieder geöffnet werden, wenn das Schleudern vorbei ist. Keinesfalls darf in die schleudernden Räder gesandet werden !

Der Übergang von Lastfahrt in den Leerlauf gestaltet sich bei Loks mit Druckausgleichkolberschiebern, mit denen bei der DR und DB fast alle "größeren" Loks ausgerüstet waren ( Nikolai bzw. Karl-Schulz, Müller und Trofimoff), wie folgt: Steuerung auf 55% auslegen, Regler schließen und dann Steuerung auf 10% einziehen. Umgekehrt soll vor dem Dampfgeben aus dem Leerlauf heraus erst die Steuerung auf 0 gelegt werden.

Aus Erfahrungsberichten einiger Lokführer ist zu lesen, dass der Seitenzugregler auf der 50.35 ( ob andere Reko-Loks davon betroffen waren, wird nicht erwähnt ) wohl nicht gerade beliebt war, da sein Regelverhalten aufgrund des langen und oft umgelenkten Reglergestänges eher etwas mit russisch Roulette zu tun hatte, als mit gefühlvollem Anfahren.

Das alles habe ich mir aus verschiedenen Büchern und Regelwerken angelesen, aber leider nicht in der Praxis im wahrsten Sinne "erfahren" können. Ich hoffe, Lokfdr findet nicht allzu viele Fehler darin und ich konnte dem einen oder anderen etwas bei der vorbildgerechten Umsetzung seiner Dampflokfahrkünste helfen. ;)

Gruß
Christoph


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